Ich auch - klar. Weil ich mich im vertäubten Zustand, genau wie beim stillen verbalen Denken, innerlich sprechen höre. Ich höre mich aber nicht innerlich, wenn ich mich äußerlich höre.paul.dest hat geschrieben:Versprecher merke ich im vertäubten Zustand genau so gut...
Das ist ja seltsam.paul.dest hat geschrieben:Den "Modus des inneren Hörens" halte ich für Deine persönliche Erfindung, die es zumindest bei mir nicht gibt.

Die Sequenzierung - also das Verknüpfen der Sprechprogramme miteinander. Ich habe darüber hier schon ausführlich geschrieben, siehe hier, ab 4.4.11.paul.dest hat geschrieben:Und was soll diese "wichtige Rolle bei der Sprechsteuerung" sein?Torsten hat geschrieben:dass dann, und nur dann, das Hören der eigenen Sprache eine wichtige Rolle bei der Sprechsteuerung spielt.
Durch den Lee-Effekt und durch Stottern, wenn sie gestört ist.paul.dest hat geschrieben:Wie macht sie sich experimentell bemerkbar?
Alle Vergleiche hinken ein bisschen. Aber wenn der Vergleich normales Sprechen - stummes Sprechen ein Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen ist, dann ist der zwischen normalem Sprechen und Sprechen mit Vertäubung ein Vergleich zwischen Äpfeln und Kürbissen. Glaubst Du, dass der Krach auf die geistigen Vorgänge beim Sprechen keinen Einfluss haben kann?paul.dest hat geschrieben:Du hast eine Birnenaufgabe ohne auditives Feedback ausgeführt.
Wenn man das Phänomen Stottern verstehen will, darf man zwischen Sprache (Formulierung) und Sprechen (Artikulation) nicht trennen – die getrennte Betrachtung beider Bereiche (meistens wird nur die Artikulation untersucht) ist einer der großen Fehler der Stotterforschung.paul.dest hat geschrieben:Meinst Du "Sprache" oder "Sprechen"? - Das ist nicht dasselbe!
Die Sprache von Stotterern ist nicht gestört – sie können i.d.R. korrekte Sätze formulieren (und sie z.B. aufschreiben). Das Sprechen als solches ist bei Stotterern aber auch nicht gestört – sie sprechen i.d.R. symptomfrei, wenn sie keine Sprache formulieren müssen, wenn sie z.B. nur sinnlose Silben eigener Wahl aneinanderreihen (Lallen oder Brabbeln). Außerdem können sie ohne Probleme singen, und Singen erfordert dieselben artikulatorischen Fähigkeiten wie Sprechen. Was beim Singen wegfällt, ist die Formulierung - das Bilden eigener Sätze .
Trennt man also Formulierung und Artikulation, wird man nirgends eine Ursache für Stottern finden. Auch Störungen der Informationsübertragung von der Formulierungs- zur Artikulationsebene kommen kaum als Ursache des Stotterns in Frage, denn solche Störungen sollten sich als Formulierungsprobleme äußern. Stotterer wissen aber immer genau, was sie sagen wollen, wenn sie blockiert sind.
Ein deutliches Zeichen dafür, dass Stottern nicht nur mit Sprechen, sondern auch mit Sprache zu tun hat, ist, dass Stottersymptome nicht an beliebigen Stellen innerhalb von sprachlichen Strukturen auftreten, sondern vorzugsweise am Anfang von Wörtern und Sätzen, und selten an deren Ende.
Nun zum Experiment: Schön, dass Du die Rauschdateien eingestellt hast. Ich habe Tests mit allen Rauschvarianten gemacht, und zwar einmal mit Zählen und einmal mit einem Text den ich auswendig kann (''Osterspaziergang'' aus Goethes ''Faust''). In allen Fällen waren die Werte bzw. Zeiten mit und ohne Vertäubung sehr ähnlich - kein Wunder, denn ich weiß ja jetzt, wie ich meine Aufmerksamkeit ausrichten muss, wenn ich mich nicht höre. Der deutlichste Unterschied in der Wahrnehmung zwischen stummem und ''vertäubtem'' Sprechen (ich hoffe, Leute, die wirklich taub sind, hören nicht ständig solchen Krach) war das Spüren der Vibration der Stimmbänder. Ich glaube aber kaum. dass das eine besonders wertvolle Information für die Sprechsteuerung ist - zumal gerade die Vokallänge, wie wir wissen, durch die audio-phonatorische Kopplung gesteuert wird

Gruß, Torsten.